Welpen barfen – Chance oder Risiko?

Sensorischer Overkill –  Wie Fertigfutter Hunde zu ADHS-Patienten machen kann
September 14, 2017

Welpen barfen – Chance oder Risiko?

„Ich möchte alles richtig machen bei diesem Hund“ – mit diesem hehren Beweggrund fragen Welpenbesitzer bei mir in der Praxis wegen einer ganzheitlichen Beratung an. Das Futter ist dabei das beherrschende Thema.

Die meisten Welpen sind vom Züchter entsprechend „vorbehandelt“: mehrfach entwurmt, mehrfach geimpft und an ein ganz bestimmtes Fertigfutter gewöhnt, häufig ein Spezialfutter, das für diese eine Rasse mit ihren ganz besonderen Bedürfnissen entwickelt wurde. In den Unterlagen des Welpen finden sich dann noch Beiblätter mit Ratschlägen des Züchters. Der Tenor? Bitte den Welpen auf keinen Fall barfen. Und wenn, dann bitte nicht vor dem 9. Lebensmonat, denn dann seien die prekärsten Wachstumsphasen abgeschlossen.

Dass gerade den großen und den „Risikorassen“ zu einer Versorgung mit industriellem Fertigfutter geraten wird, ist für mich als ganzheitlich arbeitende Therapeutin und Ernährungsberaterin unverständlich. Denn vor allem im Trockenfutter ist vieles drin, was der Hund schlichtweg nicht braucht – und schlimmer noch: vieles, was seine Gesundheit nachhaltig beeinträchtigt.

STICHWORT „ORALE TOLERANZ“
Nach der vierten Lebenswoche kann mit der Zufütterung der Welpen begonnen werden. Ideal wäre es, den Hunden ein hochwertiges, sehr reduziertes selbstgemachtes Futter vorzusetzen, um dem sensiblen Darm die Möglichkeit zu geben, sich an die feste Nahrung zu gewöhnen. Dieser Ausbau der oralen Toleranz ist die Basis dafür, dass der Hund eine stabile Darmgesundheit ausbauen kann, die ihm erstens ein intaktes Immunsystem und zweitens eine physiologische Resistenz gegenüber den mit der Nahrung aufgenommenen Fremdstoffe verschafft. Indem wir den Welpen mit Fertigfutter von der Muttermilch entwöhnen, konfrontieren wir ihn sehr plötzlich mit einer Unzahl an Fremdstoffen, der Magen-Darm-Trakt wird überfordert und die Gefahr, Unverträglichkeiten zu entwickelt, steigt erheblich. Belastet man den noch unausgereiften Verdauungstrakt nun weiter mit chemischen Wurmkuren, ist das Reizchaos perfekt.

STICHWORT „MASSVOLLES WACHSTUM“
Gerade bei Welpen von „Risikorassen“ wie z.B den großrahmigen Sennenhunden, den Riesenrassen wie der Deutschen Dogge, aber auch bei Deutschen Schäferhunden, Französischen Bulldoggen sollte die Ernöhrung von Welpenbeinen an eine ganz zentrale Rolle spielen – denn diese Rassen zeigen eine Prädisposition (Veranlagung) zu schwerwiegenden Erkrankungen des Bewegungsapparats. Eine naturnahe, artgerechte Ernährung unterstützt ein maßvolles Wachstum, während dessen sich die Strukturen der Knochen, Muskeln, Sehnen und Bänder stabil ausbilden können. Verabreichen wir den Welpen dieser „Risikorassen“ ein stark kohlenhydratreiches Futter, wie es bei der Gabe von Trockenfutter der Fall ist, so führt dies zu einem Überschuss an Energie und folglich zu einem überschießenden Längenwachstum. Die Knochen wachsen in die Länge, während es ihnen eigentlich an Elastizität mangelt – Verformungen, Fehlstellungen und abnormale Belastungen sind die Folge.

WELPEN BARFEN
Bevor nun ein großer Aufschrei durch die Reihen geht: wir reden von richtigen Barfen, biologisch artgerechter Rohfütterung nach dem Beutetierprinzip. Wir reden nicht von laienhaft zusammengeschusterten Rationen aus Muskelfleisch, Kartoffeln und Dosengemüse, wir reden nicht davon, dem Welpen ein Rindersteak in den Napf zu knallen und es in Mineralstoffmischungen zu panieren. Wir reden von BARF mit allen Komponenten, mit einigen wenigen Zusätzen und einer individuellen Rationsberechnung. BARF für den Welpen funktioniert eigentlich nach demselben Prinzip wie beim erwachsenen Hund – unter dem Vorbehalt, dass die Futtermenge je nach Wachstumsphase laufend berechnet und angepasst werden muss. Natürlich sprechen wir von einem größeren zeitlichen Aufwand bei der Zubereitung der Rationen, als wenn wir nur eine Dose öffnen oder einen Messbecher voll Trockenfutter in den Napf schütten würden. Die gesundheitlichen Vorteile für unseren Welpen überwiegen die Fertig-Fütterung jedoch bei Weitem.

* Ausbildung einer stabilen Darmgesundheit:
** reduzierte Anfälligkeit für Verdauungsstörungen
** das Risiko einer Futtermittelunverträglichkeit kann gesenkt werden
** der Verdauungstrakt wird ingesamt weniger anfällig für Parasiten und krank machende Keime

* Ausbildung eines stabilen Immunsystems

* Reduktion von entzündlichen Prozessen im Organismus (auch allergische Geschehen)

* Physiologisch gemäßigtes Wachstum
** Ausbildung stabiler Knochen, Korpel und Gelenke
** Stabilisierung des Binde- und Stützgewebes
** Reduktion von entzündlichen Prozessen im Bewegungsapparat

* Natürliche Versorgung des gesamten Organismus
** Verzicht auf minderwertige pflanzliche Füllstoffe und belastende pflanzliche Proteine
** Verzicht auf künstliche Aromen, Geschmacks- und Konservierungsstoffe
** Fütterung frischer Zutaten mit hoher Bioverfügbarkeit (die aufgenommenen Nährstoffe können umgesetzt werden und sind für den Organismus nutzbar

Die Gestaltung eines Futterplans für einen Welpen und die laufende Überwachung und Anpassung der Rationen gehört in die Hände eines sehr erfahrenen Barfers oder eines zertifizierten Ernähungsberaters. Bitte scheut euch nicht, bei Fragen und Unsicherheiten professionellen Rat einzuholen.

 

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